Anzeige

Startseite  ⇒  Verdauungssystem ⇒  Dünn- und Dickdarm ⇒  Divertikulose, Divertikulitis

Darmdivertikel, Divertikel

 

Synonyme: Divertikulose, Divertikulitis, Dickdarmdivertikel, Dünndarmdivertikel

Allgemeines

Übersicht Divertikel, Divertikulose

Divertikel sind Ausstülpungen der Darmwand, die ein bläschenartiges Aussehen haben und vor allem im unteren Teil des Dickdarmes vorkommen, der in der Fachsprache Sigmoid genannt wird. Die untersten Zentimeter vor dem Darmausgang sind meist frei von Divertikeln.

Von einer Divertikulose spricht man, wenn die Divertikel nicht vereinzelt auftreten, sondern das ganze Sigmoid davon übersät ist. Dies kommt vor allem im höheren Lebensalter vor, weil die Darmwand durch das Altern nicht mehr so stabil ist und sich damit leichter auswölben lässt. Bei den über 70 jährigen findet man deshalb bei über der Hälfte aller Personen Divertikel im Dickdarm.

Divertikulose

Die Divertikulose ist zudem eine typische Zivilisationskrankheit, deren Ursache vor allem in der ballaststoffarmen Ernährung liegt. Beinhaltet der Stuhl wenig Ballast, kann er wenig Wasser an sich binden und verhärtet sich. Es resultiert das Symptom der Verstopfung. Um diese Stühle zu entleeren, muss durch Pressen auf der Toilette ein beträchtlicher Druck aufgebaut werden, welchem eine gealterte Darmwand nicht mehr standhalten kann. An den schwächsten Stellen der Darmwand entstehen deshalb kleine Ausstülpungen.

Eine Divertikulitis entsteht dann, wenn eine solche Ausstülpung durch Stuhl verstopft wird und sich entzündet. Die Entzündung kann sich in schweren Fällen auf den ganzen Darmabschnitt ausbreiten und wird dann Pericolitis genannt.

Symptome

Eine Divertikulose macht normalerweise keine Beschwerden und bleibt auch unentdeckt, wenn man sie nicht zufällig bei einer Untersuchung des Darmes aus einem anderen Grund feststellt. Dies trifft bei weit über der Hälfte der Menschen zu, deren Darm Divertikel ausgebildet hat. Werden durch den harten Stuhl Gefässe verletzt, die häufig am Abgang der Divertikel zu finden sind, kann blutiger Stuhl auftreten.

Beschwerden entstehen oft erst, wenn sich einer oder mehrere Divertikel entzünden. Die Symptome gleichen dann denen einer Blinddarmentzündung (Appendizitis), nur entstehen die heftigen Schmerzen nicht im rechten, sondern im linken Unterbauch. Zur selben Zeit treten in der Regel Verstopfung oder Durchfall auf, wobei auch beides abwechslungsweise vorkommen kann. Verstärkter Windabgang, leichtes Fieber und eine schmerzhafte Aufstauung von Stuhl, die bei der Untersuchung des linken Unterbauchs ertastet werden kann, sind bekannte zusätzliche Beschwerden.

Komplikationen

Divertikulitis, entzündete Divertikel, geplatzte Divertikel

Die Divertikulitis kann vielfältige Komplikationen verursachen. Wie in der Abbildung ersichtlich, kann eines der Divertikel platzen. Das stellt ein grundlegendes Problem für unseren Körper dar, da der Dickdarm immer mit Bakterien überwuchert ist, während der Bauchraum, in dem der Darm liegt jedoch immer steril bleiben muss.

Platzt ein Divertikel, gelangen die Darmbakterien in den Bauchraum und verursachen dort eine Entzündung. Dies wird Bauchfellentzündung oder in der Fachsprache Peritonitis genannt und ist ein bedrohliches Krankheitsbild.

Platzt ein Divertikel, der eng an einem andern Organ, wie zum Beispiel einem Eierstock liegt, kann dies die Streuung der Bakterien in den Bauchraum verhindern. Die Entzündung kann aber auf das anliegende Organ übertreten und so zu zusätzlichen Beschwerden führen.

Ist das anliegende Organ ein Hohlorgan, wie zum Beispiel die Harnblase, kann die Entzündung an einer Stelle die Wand zerstören und eine Verbindung zwischen de beiden Organen schaffen, die Fistel genannt wird

Diagnose

Rektoskopie: Divertikel

Eine Divertikulose wird vermutet, wenn sich die oben besprochenen, möglichen Symptome zeigen, jedoch keine andere Ursache in Frage kommt. Es gibt mehrere Methoden um die Divertikel sichtbar zu machen.

Bei der Koloskopie wird eine kleine Kamera über den Darmausgang in den Dickdarm geschoben und die Oberfläche des Darmes nach Divertikeln abgesucht. Diese Methode sollte nicht verwendet werden, wenn eine Divertikulitis vermutet wird, weil die Gefahr, dass ein entzündetes Divertikel platzen kann, sehr gross ist.

Die Divertikel können auch durch einen Kontrastmitteleinlauf sichtbar gemacht werden. Die Ausstülpungen füllen sich dabei mit Kontrastmittel und werden auf dem Röntgenbild als weisse Kugeln sichtbar.

Auch mit der Ultraschalluntersuchung, eine der schnellsten, günstigsten und am wenigsten belastenden Untersuchungen, können Divertikel dargestellt werden.
Die sicherste Nachweismethode ist jedoch die Computertomographie, bei welcher zur besseren Darstellung ebenfalls ein Kontrastmittel verwendet wird.

Therapie

Als erstes sei erwähnt, dass die Entstehung der Dickdarmdivertikel und somit auch die Entstehung der Divertikulose und Divertikulitis durch eine faserreiche Ernährung erfolgreich verhindert werden kann.

Die Therapie einer Divertikulose ist die Stuhlregulierung. Dies erreicht man durch eine faserreiche Ernährung mit Obst, Gemüse und Vollkornprodukten oder durch die Therapie mit Quell- und Füllmitteln wie Weizenkleie, Leinsamen, oder mit Medikamenten. Ein wesentlicher Faktor der Therapie ist auch die körperliche Aktivität, welche wesentlich zu einer problemlosen Stuhlentleerung beiträgt.
Die Therapie der Divertikulitis hängt im Wesentlichen vom Schweregrad der Erkrankung ab.

Eine leichte Divertikulitis wird im Allgemeinen mit Breitbandantibiotika behandelt. Während der akuten Entzündungsphase wird ballaststoffarme Kost empfohlen, die nach erfolgreicher Behandlung der Entzündung aber auf eine ballaststoffreiche umgestellt werden sollte.

Eine hoch akute Divertikulitis muss im Krankenhaus mit Antibiotika, vorübergehendem Verzicht auf Nahrung und unter engmaschigen Kontrollen behandelt werden. Die häufig auftretenden Bauchkrämpfe werden mit krampflösenden und schmerzstillenden Medikamenten behandelt.

Platzt ein Divertikel, muss unabhängig davon, ob er einem Organ eng anliegt oder nicht, sofort durch eine Operation die Ausbreitung der Entzündung auf den gesamten Bauchraum verhindert werden. Dabei wird der Abschnitt des Darmes, in dem sich der geplatzte Divertikel befindet, entfernt.
Entsteht eine Fistel oder eine Blutung, muss ebenfalls möglichst schnell operiert werden.

Therapie bei Divertikulose, chirurgischer Eingriff, künstlicher Darmausgang

Bei diesen dringlichen, oder im Fall des geplatzten Divertikels notfallmässigen Operationen wird in einem ersten Eingriff das kranke Darmsegment entfernt und der Darmausgang vorübergehend auf die Bauchdecke verlagert. Dabei wird auf der Bauchdecke ein künstlicher Darmausgang (Anus praeter) eingerichtet. Der ausgeschiedene Stuhl wird in einem auf die Bauchdecke aufgeklebten Sack gesammelt, der regelmässig ausgewechselt wird. Nach dieser Übergangsphase von 10-12 Wochen wird dieser künstliche Darmausgang wieder entfernt und der Darm mit dem verbliebenen natürlichen Darmendstück vernäht. Somit ist der natürliche Darmausgang wiederhergestellt.

Wenn eine Divertikulitis immer wieder auftritt, wird sie ebenfalls mit einer operativen Entfernung des erkrankten Darmabschnittes therapiert. Bei diesem geplanten, also nicht notfallmässigen Eingriff, ist der Umweg über einen künstlichen Darmausgang nicht notwendig.

Autor/in:Dr. med. Urspeter Knecht, Arzt
Keywords:Divertikel, Divertikulose, Divertikulitis, akute Divertikulitis, Darmdivertikel, Dünndarmdivertikel, Dickdarmdivertikel, Divertikel des Dünn- und Dickdarms, Sigma, Darmentzündung, Verstopfung
ICD-10:K57
Zuletzt geändert:04.11.2016Zum Seitenanfang
Anzeige
Anzeige

© 2005 – 2017 eesom AG – Alle Rechte vorbehalten www.eesom.com

Anzeige