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Fehlernährung

Synonyme: Qualitative Mangelernährung, Mikronährstoffmangel

Zusammenfassung

Bei einer Fehlernährung, auch qualitative Mangelernährung oder Mikronährstoffmangel genannt, erhält der Körper wegen unterschiedlichen Ursachen nicht ausreichend von einzelnen oder mehreren Nahrungsbestandteilen. In der Folge kann der Körper mit seinen Zellen, Geweben und Organen nicht mehr optimal funktionieren.

Abläufe im Körper können dadurch gestört werden und Krankheiten mit einer breiten Palette an Beschwerden können im Bereich aller Gewebe und Organe des Körpers auftreten. Die Diagnose einer Fehlernährung wird mit Gespräch, körperlicher Untersuchung und weiteren Untersuchungen gestellt. Die Behandlung der Fehlernährung hängt von ihrer Ursache ab, wobei der Körper wieder eine ausreichende Menge aller Nahrungsbestandteile erhalten soll.

Allgemeines

Damit der menschliche Körper mit all seinen Zellen, Geweben und Organen optimal funktionieren kann, benötigt er Bausteine und Energie. Diese Bausteine und diese Energie müssen ihm in regelmässigen Abständen mit der Nahrung zugeführt werden. Damit der Baustein- und Energie-Bedarf des Körpers gedeckt werden kann, muss die Nahrung genügend Bausteine und Energie in Form aller Nahrungsbestandteile in ausreichender Menge enthalten.

Zu den Nahrungsbestandteilen, die auch Grundnährstoffe genannt werden, gehören die Kohlenhydrate, die Fette, die Eiweisse (Proteine), die Nahrungsfasern (Ballaststoffe), die Vitamine, die Spurenelemente und die Elektrolyte (Mineralstoffe). Diese Nahrungsbestandteile muss der menschliche Körper in regelmässigen Abständen mit der Nahrung aufnehmen, da er sie als Bausteine und Energie benötigt. Nur dank regelmässiger und ausreichender Zufuhr von Bausteinen und Energie in Form all dieser Nahrungsbestandteile kann der Körper mit allen seinen Zellen, Geweben und Organen optimal zusammen arbeiten, reibungslos funktionieren und gesund bleiben.

Erhält der Körper zu wenig einzelner, mehrerer oder aller Nahrungsbestandteile, wird von einer Mangelernährung gesprochen. Die Mangelernährung kann in eine Unterernährung und eine Fehlernährung unterteilt werden. In diesem Text soll die Fehlernährung besprochen werden.
Bei der Fehlernährung erhält der Körper keine ausreichende Menge einzelner oder mehrerer Nahrungsbestandteile, um seinen Bedarf zu decken. Da es einer Person mit einer Fehlernährung hauptsächlich an Vitaminen, Elektrolyten und Spurenelementen fehlt, kann bei einer Fehlernährung vor allem der Baustein-Bedarf des Körpers nicht vollständig mit der Nahrung gedeckt werden und es mangelt dem Körper an Bausteinen in Form dieser einzelnen Nahrungsbestandteile. Die Fehlernährung wird wegen des Mangels an einzelnen oder mehreren Nahrungsbestandteilen auch qualitative Mangelernährung genannt.

Da es sich bei der Fehlernährung meist um einen Mangel der Vitamine, Elektrolyte und Spurenelementen handelt, die auch als Mikronährstoffe bezeichnet werden, kann bei der Fehlernährung zudem von einem Mikronährstoffmangel gesprochen werden. In der Folge kann der Körper mit seinen Zellen, Geweben und Organen nicht mehr optimal funktionieren. Abläufe im Körper können dadurch gestört werden und Krankheiten mit einer breiten Palette an Beschwerden können im Bereich aller Gewebe und Organe des Körpers auftreten.

Ursachen

Eine Fehlernährung entsteht, wenn aus verschiedenen Gründen über Wochen bis Monate eine zu geringe Menge einzelner oder mehrerer Nahrungsbestandteile mit der Nahrung aufgenommen wird und deshalb insbesondere der Baustein-Bedarf des Körpers nicht vollständig gedeckt werden kann. Mögliche Ursachen für die Entstehung einer solchen Fehlernährung sind ein falsches Ernährungsverhalten, finanzielle und gesellschaftliche Aspekte, Veränderungen im Alter, Krankheiten und Medikamente mit einem erhöhten Bedarf oder Verlust von Nahrungsbestandteilen sowie körperliche und geistige Beeinträchtigungen.

Unter einem falschen Ernährungsverhalten versteht man, dass eine Person trotz ausreichendem Nahrungsangebot unausgewogen isst und die Nahrung dem Körper deshalb nicht alle Nahrungsbestandteile in ausreichender Menge liefert. Ein solches Fehlverhalten kann anerzogen sein, wenn eine Person als Kind nicht gelernt hat, wie man sich gesund und ausgewogen ernährt. Es kann aber auch bewusst gewählt werden, um beispielsweise seine Traumfigur zu erreichen. Oder das falsche Ernährungsverhalten etabliert sich aufgrund des Zeitdrucks und der Verwendung von Fast Food in der Gesellschaft. Insbesondere bei Jugendlichen kann falsches Ernährungsverhalten mit Entstehung einer Fehlernährung auch im Rahmen einer Erkrankung, einer sogenannten Essstörung, wie der Ess-Brech-Sucht oder der Magersucht, auftreten. Ausserdem können auch übergewichtige Menschen wegen eines falschen Ernährungsverhaltens an einer Fehlernährung mit einem Mangel eines oder mehrerer Nahrungsbestandteile leiden. Denn übergewichtige Menschen stellen ihre Nahrung oft nicht ausgewogen zusammen. So sind bei Übergewichtigen gewisse Nahrungsbestandteile wie die Energie-liefernden Fette, Eiweisse und Kohlenhydrate zwar im Überschuss in der Nahrung vertreten, hingegen sind aber andere Nahrungsbestandteile wie vor allem die Spurenelemente, Elektrolyte und Vitamine nicht in ausreichender Menge in der Nahrung vorhanden.

Finanzielle und gesellschaftliche Aspekte haben einen starken Einfluss auf die Ernährung. Dies zeigt sich vor allem in der weiten Verbreitung der Unterernährung zusammen mit Armut in Entwicklungsländern. Denn Armut lässt meist keine ausreichende und ausgewogene Ernährung zu. Es wird gegessen, was vorhanden ist, wenn überhaupt etwas vorhanden ist. Ob dabei alle Nahrungsbestandteile in ausreichender Menge aufgenommen werden, ist zweitrangig. Armut erlaubt es nicht, wählerisch zu sein. Armut kommt aber nicht nur in Entwicklungsländern vor, sondern auch in Industrieländern und kann auch dort für eine Fehlernährung verantwortlich sein.

Altern kann ebenfalls die Entstehung einer Fehlernährung begünstigen. Denn mit dem Alter verändert sich vieles im menschlichen Körper. So nimmt der Appetit ab. Das Kauen und das Schlucken können, beispielsweise durch das Fehlen von Zähnen, erschwert werden. Die Bedürfnisse des Körpers ändern sich, sodass der Körper im Alter eine andere Zusammenstellung benötigt als beispielsweise in der Jugend. Zudem kann die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit älterer Menschen vermindert sein, wodurch sie beim Einkaufen und Kochen eingeschränkt sind. Auch haben ältere Menschen, wenn sie alleine leben, oft gar keine Lust, für sich selbst einzukaufen, zu kochen und ausgewogen zu essen. Sie denken häufig, dass sich der Aufwand für sie alleine gar nicht lohnt.

Krankheiten und Medikamente können eine Fehlernährung mit einem Mangel einzelner oder mehrerer Nahrungsbestandteile verursachen. Denn durch Krankheiten oder Medikamente können der Appetit verringert, das Kauen, Schlucken und Verdauen erschwert, Übelkeit, Verstopfung, trockener Mund, Bauchbeschwerden und Verwirrtheit hervorgerufen sowie die Verluste von Nahrungsbestandteilen oder die Bedürfnisse des Körpers an Nahrungsbestandteilen erhöht werden.

Beispiele für Krankheiten, die bei Betroffenen eine Fehlernährung verursachen können, sind Erkrankungen des Verdauungstrakts mit Störungen der Verdauung und der Nährstoffaufnahme aus der Nahrung in den Körper und Krankheiten des Magen-Darm-Traktes mit schweren Durchfällen oder Erbrechen und damit starken Nährstoffverlusten. Zudem können chronische Erkrankungen, wie beispielsweise eine Zuckerkrankheit, Lungenerkrankungen, Lebererkrankungen, Nebennierenerkrankungen, Nierenekrankungen, Bauchspeicheldrüsenerkrankungen, Krebserkrankungen, psychische Erkrankungen oder Suchterkrankungen eine Fehlernährung mit einem Mangel eines oder mehrerer Nahrungsbestandteile verursachen.

Daneben können angeborene Erkrankungen, bei denen die Erbinformation so verändert ist, dass gewisse Nahrungsbestandteile nicht ausreichend oder gar nicht aus der Nahrung aufgenommen werden können, im Körper nicht verwendet werden können oder vermehrt verloren gehen, ebenfalls zu einer Fehlernährung mit einem Mangel eines oder mehrerer Nahrungsbestandteile führen.

Weitere Beispiele für Krankheiten, die im Körper den Verbrauch oder den Verlust an einzelnen oder mehreren Nahrungsbestandteilen steigern und damit den Nährstoffbedarf erhöhen, sind jede Form von Fieber bei beispielsweise langdauernden und chronischen Infektionen, eine Schilddrüsenüberfunktion, Verbrennungen, Verletzungen, offene Wunden, grosse Operationen oder stärkere Blutverluste. Nimmt eine Person, die an den genannten Krankheiten mit einem vermehrten Verlust und damit einem erhöhten Bedarf einzelner oder mehrerer Nahrungsbestandteile leidet, nicht mehr von diesen Nahrungsbestandteilen mit der Nahrung auf, entsteht eine Fehlernährung. Aber nicht nur bei Krankheiten ist der Bedarf einzelner oder mehrerer Nahrungsbestandteilen erhöht, auch Kinder und Jugendliche im Wachstum, stillende und Schwangerschaftschwangere Frauen sowie Menschen mit starker körperlicher Belastung oder unter Stress haben einen höheren Bedarf einzelner oder mehrerer Nahrungsbestandteile.

Medikamente, die eine Fehlernährung mit einem Mangel einzelner oder mehrerer Nahrungsbestandteile bewirken können, sind Medikamente zur Blutzuckersenkung wie Insulin, Antibiotika, Medikamente zur Schmerz- und Entzündungshemmung, Chemotherapeutika zur Krebsbehandlung, Abführmittel, Medikamente zur Behandlung psychischer Erkrankungen, Urin-fördernde Medikamente und Medikamente zur Behandlung eines Krampfleidens.

Ausserdem können körperliche und geistige Beeinträchtigungen Ursache einer Fehlernährung mit einem Mangel eines einzelnen oder mehrerer Nahrungsbestandteile sein, da betroffene Personen oft deutlich in der Bewältigung der Alltagsaufgaben eingeschränkt sind. Zu diesen Alltagsaufgaben gehören auch das Einkaufen, das Kochen und das ausgewogene Essen. So können körperliche Beeinträchtigungen beispielsweise zu einer Einschränkung der Beweglichkeit der Arme, zu Kaubeschwerden oder zu Schluckstörungen führen. Geistige Beeinträchtigungen haben beispielsweise Vergesslichkeit, Verwirrtheit oder Unwissen zur Folge.

Häufigkeit

In den Entwicklungsländern ist die Fehlernährung wegen der weiten Verbreitung der Armut ein sehr häufiges Problem. Dabei sind die häufigsten Formen der Fehlernährung der Eisen-, der Jod- und der Vitamin A-Mangel. Der Eisenmangel ist mit 1,5 bis 2 Milliarden betroffenen Personen die weltweit häufigste Form einer Fehlernährung mit einem Mangel eines einzelnen oder mehrerer Nahrungsbestandteile.

In Entwicklungsländern sind davon etwa 55% der Schwangeren, 50% der Kinder, 40% der Frauen und 30% der Männer betroffen. Mehr als eine Milliarde Menschen weltweit leben in Jodmangelgebieten. Davon leiden wegen eines Jodmangels etwa 200 Millionen Menschen, insbesondere Frauen, an einer Schilddrüsenvergrösserung und etwa 26 Millionen Menschen weisen deshalb Störungen der geistigen Entwicklung auf. Zudem leiden weltweit etwa 900 Millionen Menschen an einem Vitamin A-Mangel, wobei jährlich etwa 300'000 Kinder im Vorschulalter wegen eines Vitamin A-Mangels erblinden.

Aber auch in Industrieländern ist die Fehlernährung verbreitet, insbesondere in Alters- und Pflegeheimen, in Spitälern, bei Menschen, die an einer Sucht wie einer Alkoholsucht leiden, bei Obdachlosen und bei Menschen unter grossem Termin- und Zeitdruck, die nicht auf eine ausreichende und ausgewogenen Ernährung achten. Lange wurde die Fehlernährung aber nur als Problem in Entwicklungsländern betrachtet, was nicht den Tatsachen entspricht. Ebenso selten wird berücksichtigt, dass auch übergewichtige Menschen durchaus an einer Fehlernährung mit einem Mangel eines oder mehrerer Nahrungsbestandteile leiden können. Denn gerade übergewichtige Menschen stellen ihre Nahrung oft nicht ausgewogen zusammen, sodass nicht alle Nahrungsbestandteile in ausreichender Menge in der Nahrung enthalten sind.

In Industrieländern wie der Schweiz leiden etwa 20 bis 30% aller Spitalpatienten an einer Mangelernährung, zu welcher auch die Fehlernährung gehört. Bei den meisten dieser Patienten besteht die Mangelernährung bereits, wenn sie ins Spital eintreten. Während des Spitalaufenthalts nimmt diese Mangelernährung bei der Mehrzahl der Patienten sogar noch zu, da der Ernährung und dem Ernährungszustand Betroffener oft zu wenig Beachtung geschenkt wird, das Essen nicht dem entspricht, was einem schmeckt und was man gewohnt ist, zu wenig Zeit zum Essen vorhanden ist und da gewisse Behandlungen, wie eine Operation, eine Antibiotikabehandlung, eine Chemotherapie oder eine Bestrahlung, die Nahrungsaufnahme einschränken. Ausserdem müssen Personen, die mangelernährt sind, im Durchschnitt länger im Spital bleiben als Personen, die gut ernährt sind, was noch zur Verschlimmerung einer Mangelernährung beitragen kann. Und das Risiko für das Auftreten von Komplikationen, die wiederum den Aufenthalt im Spital verlängern können, wird durch eine Mangelernährung erhöht.

Noch häufiger kommt die Mangelernährung, zu der auch die Fehlernährung gehört, mit durchschnittlich etwa 30 bis 50% bei Personen vor, die an Krebs leiden. Von den Personen, die an einem nicht heilbaren Dickdarmkrebs, Prostatakrebs oder Lungenkrebs erkrankt sind, leiden etwa 48 bis 61% an einer Mangelernährung. Bei Personen, die an Magenkrebs, Speiseröhrenkrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs oder an einem Krebs im Bereich von Hals, Nase und Ohren leiden, beträgt der Anteil an Personen, die an einer Mangelernährung leiden, sogar 83 bis 87%.

Die Angaben zur Häufigkeit der Mangelernährung, zu welcher auch die Fehlernährung gehört, bei älteren Personen schwanken. In einer Studie, bei der die Häufigkeit der Mangelernährung bei älteren Personen untersucht wurde, wird beispielsweise angegeben, dass 30% der zu Hause lebenden älteren Menschen, 30 bis 60% der älteren Menschen in Pflegeheimen und 60% der älteren Menschen in Spitälern an einer Mangelernährung leiden. In einer anderen Studie wird die Häufigkeit der Mangelernährung bei älteren Menschen mit niedrigeren Zahlen angegeben. Demnach leiden etwa 0,5% der zu Hause lebenden älteren Menschen, 5,7% der älteren Menschen in Pflegeheimen und 33,3% der älteren Menschen in Spitälern an einer Mangelernährung.

Symptome

Die Beschwerden bei einer Fehlernährung hängen davon ab, wie lange die Fehlernährung schon besteht und welche Nahrungsbestandteile dem Körper fehlen. Dabei besteht bei einer Fehlernährung eher selten eine mangelhafte Zufuhr von Kohlenhydraten, Fetten und/oder Eiweissen. Viel häufiger zeigt sich eine Fehlernährung mit einem Mangel an Vitaminen, Spurenelementen und/oder Elektrolyten.

Symptome bei mangelhafter Zufuhr von Kohlenhydraten, Fetten und/oder Eiweissen

Eine mangelhafte Zufuhr von Kohlenhydraten, Fetten und/oder Eiweissen führt zu einem Mangel an Energie. Denn die Kohlenhydrate, Fette und Eiweisse liefern dem Körper die Energie, die seine Zellen, Gewebe und Organe benötigen. Ohne diese Energie kann der Körper seinen Stoffwechsel und denjenigen seiner Zellen nicht aufrechterhalten und richtig funktionieren. Deshalb fahren der Körper und alle seine Zellen bei einem Energiemangel den Stoffwechsel herunter. So zeigt sich eine mangelnde Zufuhr von Kohlenhydraten durch die dadurch bedingte mangelnde Energiezufuhr mit einem zu tiefen Blutzucker, einer sogenannten Unterzuckerung, mit Kopfschmerzen, Kreislaufproblemen, Schwächegefühl, sinkender Konzentrationsfähigkeit und Sehstörungen. Wie bereits erwähnt, ist ein solcher Energiemangel wegen einer mangelhaften Zufuhr von Kohlenhydraten, Fetten und/oder Eiweissen bei einer Fehlernährung eher selten.

Da der Körper die Kohlenhydrate, Fette und Eiweisse aber nicht nur als Energielieferanten benötigt, sondern auch als Bausteine, sind durch den Mangel an Bausteinen weitere Beschwerden bei einer Fehlernährung möglich. Ein Mangel an Fetten kann so zu Sehstörungen, Muskelschwäche, Störungen der geistigen Leistungsfähigkeit, Hauterkrankungen, gestörter Wundheilung, Verfettung der Leber, vermehrter Anfälligkeit für Infekte, Wachstumsverzögerungen und Blutarmut mit Blässe, Leistungseinbusse, Müdigkeit, Konzentrationsschwäche und Atembeschwerden führen. Dazu trägt auch bei, dass ein Mangel an Fetten zu einem Mangel der fettlöslichen Vitamine A, D, E und K führt. Denn diese Vitamine können nur mithilfe von Fetten aus der Nahrung in den Körper aufgenommen werden.

Ein Mangel an Eiweissen, die vom Körper als Grundbausteine von Zellen, Geweben und Organen benötigt werden, tritt in der Regel immer zusammen mit einem Energiemangel und meist mit einem Mangel weiterer Nahrungsbestandteile, insbesondere an Vitaminen, auf und führt zu einer sogenannten Protein-Energie-Mangelernährung, kurz PEM. Die Protein-Energie-Mangel-Ernährung ist eine spezielle Form der Unterernährung und wird dort besprochen.

Symptome bei mangelhafter Zufuhr von Nahrungsfasern

Ein Mangel an Nahrungsfasern (Ballaststoffen) bei einer Fehlernährung begünstigt das Auftreten einer ungeregelten Verdauung mit Verstopfung und von verschiedenen Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts, wie Hämorrhoiden, Divertikelkrankheiten und vielleicht auch Dickdarmkrebs.

Symptome bei mangelhafter Zufuhr von Vitaminen, Spurenelementen und/oder Elektrolyten

Der Mangel an einzelnen oder mehreren Vitaminen, Spurenelementen und/oder Elektrolyten ist die häufigste Form der Fehlernährung. Der Körper benötigt die Vitamine, Spurenelemente und Elektrolyte als Bausteine, ohne die er, seine Zellen, Gewebe und Organe nicht richtig funktionieren können. So führt ein Mangel an einzelnen oder mehreren Vitaminen, Spurenelementen und/oder Elektrolyten bei einer Fehlernährung dazu, dass zahlreiche lebenswichtige Abläufe im Körper nicht funktionieren. In der Folge können Betroffene an verschiedensten Veränderungen aller Gewebe und Organe des Körpers leiden. Diese Veränderungen und Beschwerden bei einem Mangel verschiedener Vitamine, Spurenelemente und/oder Elektrolyte werden in den entsprechenden Texten über diese einzelnen Nahrungsbestandteile besprochen.

Insgesamt mögliche Symptome bei einer Fehlernährung

Somit kann eine Fehlernährung wegen des Mangels eines oder mehrerer Nahrungsbestandteile eine breite Palette an Beschwerden im Bereich aller Gewebe und Organe des Körpers zur Folge haben. Im Allgemeinen sind Gewichtsverlust, Blässe, Schwäche, Müdigkeit, Schlaflosigkeit, verminderte Leistungsfähigkeit und Antriebsarmut möglich. Auch wenn der Gewichtsverlust ein mögliches Symptom einer Fehlernährung ist, darf nicht vergessen werden, dass eine Fehlernährung auch auftreten kann, ohne dass sich dies mit einem Gewichtsverlust äussert. Ausserdem kann eine Fehlernährung mit einem Mangel eines oder mehrerer Nahrungsbestandteile bei übergewichtigen Menschen vorhanden sein.

Abbildung 1: Mundwinkelrhagaden
Mundwinkelrhagaden, Symptome bei Fehlernährung, Folgen von Fehlernährung, Beschwerden bei Fehlernährung

Neben diesen allgemeinen Beschwerden können bei einer Fehlernährung Veränderungen und Beschwerden im Bereich aller Gewebe und Organe des menschlichen Körpers auftreten. Mögliche Veränderungen und Beschwerden im Bereich der Haut sind entzündliche Hauterkrankungen, eine veränderte Färbung der Haut und eine verzögerte Wundheilung.

Mögliche Veränderungen und Beschwerden der Schleimhäute sind schmerzhafte, gerötete und geschwollene Lippen, schmerzhafte Einrisse an den Mundwinkeln, sogenannte Mundwinkelrhagaden (siehe Abbildung 1), und Entzündungen der Schleimhaut des Mundes und/oder der Zunge (siehe Abbildung 2).

Mögliche Veränderungen und Beschwerden der Haare und Nägel sind Haarausfall und eine Bildung von Rillen oder Flecken in den Nägeln (siehe Abbildung 3).

Abbildung 2: entzündete, gerötete Zunge
entzündete Zunge, gerötete Zunge, Glossitis, Folgen von Fehlernährung, Symptome bei Fehlernährung, Beschwerden bei Fehlernährung

Mögliche Veränderungen und Beschwerden der Blutbildung sind eine Blutarmut mit einem Mangel der roten Blutkörperchen, der weissen Blutzellen und/oder der Blutplättchen. Ein Mangel der roten Blutkörperchen zeigt sich mit Blässe, Müdigkeit, verminderter Leistungsfähigkeit, Konzentrationsstörungen und Atembeschwerden. Ein Mangel der weissen Blutzellen zeigt sich mit einer Schwächung des Abwehrsystems des Körpers, des sogenannten Immunsystems, und vermehrter Anfälligkeit für Infekte. Das Abwehrsystem des Körpers wird noch durch weitere Veränderungen im Körper bei einer Fehlernährung geschwächt. Ein Mangel der Blutplättchen führt zu einer vermehrten Blutungsneigung mit Schleimhautblutungen, punktförmigen Blutungen in der Haut und Blutergüssen (siehe Abbildung 4).

Mögliche Veränderungen und Beschwerden der Muskulatur führen zu einer Abnahme der Muskelmasse, insbesondere an den Schläfen und Oberarmen, mit Muskelschwäche und schnellerem Ermüden. Die Abnahme der Muskulatur zeigt sich auch am Herzen und an der Atemmuskulatur.

Abbildung 3: Rillenbildung an den Fingernägeln
Rillenbildung an den Fingernägeln, Folgen von Fehlernährung, Symptome bei Fehlernährung, Beschwerden bei Fehlernährung

Mögliche Veränderungen und Beschwerden des Herzens und des Herzmuskels sind ein langsamerer Herzschlag, Herzrhythmusstörungen und eine Herzschwäche, Herzinsuffizienz genannt. Eine Herzschwäche zeigt sich bei Betroffenen mit Atembeschwerden zunächst bei körperlicher Anstrengung, dann auch in Ruhe, mit Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe und dadurch bedingtem Anschwellen vor allem der Unterschenkel, sogenannten Ödemen, und mit Abnahme des Blutdrucks.

Mögliche Veränderungen und Beschwerden der Lungen sind eine Verminderung der Arbeitsleistung der Atemmuskeln wie dem Zwerchfell mit Atembeschwerden. Zudem nimmt die Abwehr schädigender Einflüsse in der Lunge ab und es treten gehäuft Lungenentzündungen bei fehlernährten Personen auf.
Mögliche Veränderungen und Beschwerden der Augen sind eine Verminderung des Sehvermögens und eine Nachtblindheit.

Abbildung 4: Vermehrte Blutungsneigung mit punktförmigen Blutungen in der Haut & einem Bluterguss
Vermehrte Blutungsneigung mit punktförmigen Blutungen in der Haut und einem Bluterguss, Folgen von Fehlernährung, Symptome bei Fehlernährung

Mögliche Veränderungen und Beschwerden der Knochen sind Wachstumsstörungen und die Osteoporose mit einem Verlust der Knochenstabilität und vermehrter Knochenbrüchigkeit.
Mögliche Veränderungen und Beschwerden des Verdauungssystems sind eine Störung der Verdauung und der Nährstoffaufnahme aus der Nahrung in den Körper, Appetitlosigkeit, Übelkeit, Durchfall und Erbrechen.

Mögliche Veränderungen und Beschwerden der Nieren sind eine gestörte Nierenfunktion mit gestörter Urinproduktion, die zu einer vermehrten oder verminderten Ausscheidung gewisser Nahrungsbestandteile und von Flüssigkeit mit dem Urin führt.

Mögliche Veränderungen und Beschwerden der Leber sind eine Leberschwäche. Wegen dieser Leberschwäche kann die Leber nicht mehr ausreichend lebensnotwendige Eiweisse herstellen. Wenn diese Eiweisse im Körper fehlen, kann sich Flüssigkeit im Gewebe ansammeln, sodass Ödeme entstehen. Zudem kann die Leber nicht mehr ausreichend Substanzen abbauen, die für den Körper und seine Gesundheit schädlich sind.

Mögliche Veränderungen und Beschwerden des Nervensystems und des Gehirns sind Konzentrationsstörungen, Gedächtnislücken, Orientierungsverlust, Verwirrtheit und Depression

Diagnose

Treten bei einer Person Beschwerden auf, die darauf hinweisen, dass eine Fehlernährung mit einem Mangel eines einzelnen oder mehrerer Nahrungsbestandteile besteht, sollte ein Arzt zur weiteren Abklärung und bei Bedarf zur Behandlung aufgesucht werden. Der Arzt wird den Betroffenen in einem ausführlichen Gespräch nach Beschwerden und Veränderungen fragen, die ihm einen Hinweis auf eine Fehlernährung mit einem Mangel eines einzelnen oder mehrerer Nahrungsbestandteile geben.

Weiter wird er sich nach Lebenssituation, Nahrungszusammenstellung sowie Nahrungsgewohnheiten, Beschwerden beim Kauen und Schlucken, Stuhlverhalten, Krankheiten und Behandlungen erkundigen, die auf eine Fehlernährung mit einem Mangel eines einzelnen oder mehrerer Nahrungsbestandteile hinweisen können. Anschliessend wird der Arzt den Betroffenen von Kopf bis Fuss untersuchen.
Hat der Arzt aufgrund des Gesprächs und der körperlichen Untersuchung den Verdacht auf eine Fehlernährung mit einem Mangel eines einzelnen oder mehrerer Nahrungsbestandteile, kann er diesen Verdacht mithilfe weiterer Untersuchungen beispielsweise des Blutes bestätigen.

Welche Untersuchungen bei der Bestätigung eines Verdachts auf einen Mangel eines einzelnen oder mehrerer Nahrungsbestandteile im Rahmen einer Fehlernährung weiterhelfen können, wird in den entsprechenden Texten über die einzelnen Nahrungsbestandteile besprochen.

Ausserdem muss der Arzt mithilfe weiterer Untersuchungen anschliessend die Ursache für die Fehlernährung suchen, wenn sie nicht bereits bekannt ist.

Therapie

Die Behandlung der Fehlernährung mit einem Mangel eines einzelnen oder mehrerer Nahrungsbestandteile hängt von ihrer Ursache ab. Es sollte immer die Ursache bekämpft werden, wenn dies möglich ist.

Zudem ist das oberste Ziel bei jeder Person, die an einer Fehlernährung mit einem Mangel eines oder mehrerer Nahrungsbestandteile leidet, dass ihr Körper wieder eine ausreichende Menge aller Nahrungsbestandteile erhält. Nur so kann der Körper mit seinen Zellen, Geweben und Organen wieder optimal funktionieren. Dazu muss die Nahrung so umgestellt werden, dass der Körper wieder ausreichend von allen Nahrungsbestandteilen erhält. So kann mit den Betroffenen ein geeigneter Speiseplan ausgearbeitet werden, der für eine ausgewogene Ernährung mit Lieferung aller notwendigen Nahrungsbestandteile in ausreichender Menge sorgt. Dabei können auch Vitaminpräparate oder Medikamente, die die fehlenden Nahrungsbestandteile enthalten, in den Speiseplan einbezogen werden, wenn eine Fehlernährung mit einem Mangel an Vitaminen, Spurenelementen und/oder Elektrolyten besteht, der durch eine ausgewogenen Ernährung allein nicht ausgeglichen werden kann. Die genauen Behandlungen bei einem Mangel eines oder mehrerer Nahrungsbestandteile werden in den entsprechenden Texten über die einzelnen Nahrungsbestandteile besprochen.

Bei der Speiseplanung sollten die Vorlieben und die Kau- sowie Schluckmöglichkeiten Betroffener miteinbezogen werden. Nahrungsmittel, die Betroffene besonders gerne essen, sollen in den Speiseplan eingefügt werden. Nahrungsmittel, die Betroffene gar nicht mögen, sollen wenn möglich aus dem Speiseplan weggelassen werden. Haben Betroffene Schwierigkeiten oder Beschwerden beim Schlucken, soll die Konsistenz der Speisen im Speiseplan dementsprechend angepasst werden. Dabei ist zu beachten, dass pürierte Nahrung meist nicht appetitanregend aussieht und oft auch gar nicht notwendig ist. Ausserdem sollte in die Speiseplanung auch eine ausreichende Trinkmenge von mindestens 1,5 bis 2 Litern pro Tag eingeplant werden.

Teilweise muss aber nicht nur für eine ausreichende Ernährung, sondern gleichzeitig auch dafür gesorgt werden, dass die Betroffenen wieder mehr Appetit und Lust zum Essen haben. Insbesondere müssen die betroffenen Personen darüber informiert werden, dass der Körper ausreichend Nahrung benötigt, um funktionieren zu können, und dass eine Fehlernährung mit einem Mangel eines oder mehrerer Nahrungsbestandteile schwerwiegende Folgen für die Gesundheit, die Lebensqualität und die Lebenserwartung haben kann.

Zusätzliche Massnahmen können bei Menschen notwendig werden, bei denen eine Fehlernährung mit einem Mangel eines einzelnen oder mehrerer Nahrungsbestandteile wegen Einschränkungen der Leistungsfähigkeit im Rahmen eines höheren Alters oder wegen körperlichen und geistigen Einschränkungen entstanden ist. So gibt es in der Schweiz beispielsweise in zahlreichen Städten Mahlzeitenlieferdienste. Dabei werden Mahlzeiten beispielsweise in Alters- und Pflegeheimen gekocht, zusammengestellt und anschliessend nach Hause geliefert. Auch besteht die Möglichkeit, dass man in einer Gruppe beispielsweise in Alters- und Pflegeheimen zu Mittag isst, wenn Einsamkeit ein Grund für eine ungenügende Nahrungszufuhr ist. Teilweise reicht es auch schon, wenn eine Person beim Einkaufen und Kochen begleitet und unterstützt wird.

Prognose

Die Lebenserwartung und die Lebensqualität können bei Personen, die an einer Fehlernährung mit einem Mangel eines einzelnen oder mehrerer Nahrungsbestandteile leiden und bei denen die Fehlernährung nicht bekannt ist oder nicht behandelt wird, eingeschränkt sein. Teilweise kann eine Fehlernährung mit einem Mangel eines einzelnen oder mehrerer Nahrungsbestandteile, die nicht rechtzeitig behandelt wird, sogar zum Tod Betroffener führen.

Prävention

Ein erster Schritt bei der Vermeidung von Fehlernährung mit einem Mangel eines einzelnen oder mehrerer Nahrungsbestandteile in Industrieländern besteht darin, alle Personen aus allen Gesellschaftsschichten darüber zu informieren, wie wichtig eine ausgewogene Ernährung für die Gesundheit, die Lebensqualität und die Lebenserwartung ist. Zudem muss allen Personen bewusst gemacht werden, dass Fehlernährung nicht nur ein Problem in Entwicklungsländern darstellt, sondern auch in Industrieländern vorkommt. Und es muss allen Personen aus allen Gesellschaftsschichten der Zugang zur einer ausgewogenen Ernährung ermöglicht werden, die alle Nahrungsbestandteile in ausreichender Menge enthält. Vor allem bei älteren, bei kranken und bei körperlich oder geistig eingeschränkten Personen muss die Ernährung mehr Beachtung finden.

Da gerade in Alters- und Pflegeheimen sowie Spitälern eine Fehlernährung häufig vorhanden ist, muss die Ernährungssituation beim Eintritt und während des Aufenthalts von den Ärzten, vom Pflegepersonal und von der Ernährungsberatung erfasst, beobachtet und bei Bedarf verbessert werden. Dabei sollen auch der Hausarzt oder die Angehörigen einbezogen werden, damit die Fehlernährung auch nach dem Aufenthalt im Spital, Alters- oder Pflegeheim weiter behandelt wird.

Autor/in:Dr. med. Sidonie Achermann, Ärztin, Dr. Julia Feucht, Ärztin
Editor/in:Prof. Dr. med. Rémy Meier, Facharzt für Gastroenterologie und Hepatologie
Keywords:Fehlernährung, Mangelernährung, qualitative Mangelernährung, Mikronährstoffmangel
ICD-10:E40-E46, E50-E64
Zuletzt geändert:06.11.2016Zum Seitenanfang
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